Intensives Live-Rollenspiel bedeutet für uns, sich an die eigenen Grenzen heranzutasten, ohne sie zu überschreiten. Diese Grenzen sind jedoch bei jeder Person andere. Mit klaren und einfachen Regeln wollen wir solche Grenzüberschreitungen verhindern.
Wenn du das Gefühl hast, dass dir unsere Spielmechaniken zur Darstellung von Sexualität (Berührungen, Wangenkuss, “theatre-style-sex”) zu weit gehen, solltest du dich für Elagabal nicht anmelden.

Trotz dieser gewählten Darstellungsformen kannst du jederzeit mit Hilfe von den weiter unten erläuterten Techniken bestimmen, welches Maß von körperlicher Nähe für dich gerade passend ist.

Du hast immer die Kontrolle über deinen Körper, die Situation und die Geschichte, die du erzählst. Du entscheidest, wen du berührst und wer dich berührt.

Die 2 Regeln: unsere Spielphilosophie

  • Wenn Du angespielt wirst, zeige irgendeine plausible Reaktion. Spiel irgendwas, egal was, aber spiel.
  • Wenn Du jemanden anspielst, erwarte keine bestimmte Reaktion. Akzeptiere, was Dein Gegenüber draus macht.

Berührungen im Larp

Das Spiel sieht vor, physisch mit den Mitspieler*innen in Kontakt zu treten. Dabei sind Berührungen ausschließlich außerhalb der Bikinizone erlaubt. Das gilt für alle Geschlechter gleichermaßen und ist unabhängig davon, ob man bekleidet ist oder nicht. 

Es gibt Rollen, die aufgrund ihrer Rahmenbedingungen weniger mit anderen Spieler*innen in physischen Kontakt treten werden, was aber keine Gewissheit bringt, dass Berührungen nicht trotzdem stattfinden können.

Zum Thema Berührung wird es vor dem Spiel einen verpflichtenden Workshop geben.

Echte sexuelle Handlungen sind verboten

In keiner Situation soll sich jemand gedrängt fühlen, die Grenze zwischen der Darstellung von Sexualität und echten sexuellen Handlungen zu überschreiten. Wo diese persönliche Grenze liegt, bleibt jedem selbst überlassen für sich selbst zu bestimmen. Wenn für eine Person die Grenze erreicht ist, kann sie entsprechend bremsen/unterbrechen, auch wenn für andere Beteiligte die Grenze noch lange nicht erreicht ist.

Um die Abgrenzung zwischen gespielter und echter sexueller Intimität zu wahren, bitten wir euch für die Dauer des Spiels auf echte sexuelle Handlungen zu verzichten, und insbesondere keinen echten Sex in die Handlung einzubauen.

Darstellung von Sex

Sex und sexuelle Gewalt werden im Spiel wie im Theater üblich dargestellt. Dabei werden die Bewegungen und Geräusche des Geschlechtsaktes realistisch simuliert. Es soll aussehen und sich anhören, als wäre es echter Sex, während jedoch immer mindestens die Unterwäsche getragen werden muss.


Außerdem muss, auch wenn du dich zuvor schon abgesprochen hast, unmittelbar vor der Szene noch einmal das Einverständnis deiner Mitspieler*innen eingeholt werden. Wenn eine beteiligte Person noch eine Aussprache will, muss das gemacht werden. Folgerichtig ist es verboten, sich ohne explizites vorheriges Einverständnis in eine bereits laufende Szene einzuklinken.

Auch wenn Sex ohne Konsens im Spiel thematisiert werden wird, gibt es keine Situation, in der du etwas spielen musst, das du nicht möchtest.

Zum Thema Darstellung von Sex wird es vor dem Spiel einen verpflichtenden Workshop geben.

Küssen

Ein Kuss auf die Wange oder Wange an Wange dient als Darstellung jeglichen Kusses. Nach vorheriger Absprache und klar kommuniziertem Einverständnis aller beteiligten Personen ist jede andere Form des Küssens genauso möglich.

Tap & Scratch

Zwei Gesten, die dir bei körperlicher Nähe zu jemand anderem die Möglichkeit geben, nonverbal zu signalisieren, dass du etwas ändern willst:

Tappen, also doppeltes Abklopfen, funktioniert wie im Kampfsport und dient als Bremse (break). Durch zweimaliges, deutliches Klopfen auf einen gut erreichbaren Körperteil (Arm, Schulter, Knie) deines Gegenübers sagst du, dass es dir gerade zu weit geht. Um die Aufmerksamkeit zu erlangen, kannst du das so oft und stark wiederholen wie nötig. Nun können Beteiligte die Szene ohne Konsequenzen verlassen. Bleiben alle Parteien vor Ort, muss die Szene mit verringerter Intensität fortgesetzt werden. Frag nicht nach, warum abgeklopft wurde. Niemand muss sich für die eigenen persönlichen Grenzen rechtfertigen.
Der/die Abklopfende kann aber Vorschläge machen, unter welchen Bedingungen die Szene fortgesetzt werden kann.

Scratchen, also zweimaliges leichtes Kratzen auf Schulter, Arm oder Knie deines Gegenübers, funktioniert als Booster (scratch for more). Es ist eine Einladung, dass intensiver zu spielen für dich okay wäre. Auf ein Scratchen kannst du reagieren, wenn du dich selbst wohl dabei fühlst, die Intensität zu erhöhen. Du kannst ein Scratchen auch ignorieren. Es ist kein Zwang, sondern eine Einladung!

Zum Thema Tap & Scratch wird es vor dem Spiel einen verpflichtenden Workshop geben.

Um eine laufende Szene zu verlassen oder zu betreten, kannst Du Deine Augen mit einer Hand beschatten, nach unten blicken und hinein/hinaus gehen. Damit beeinflusst du die stattfindende Szene nicht, nimmst dich aber selbst heraus oder fügst dich hinzu.

Frag nicht warum jemand Lookdown verwendet. Niemand muss sich erklären, warum man etwas spielen will oder nicht.

Das in Österreich übliche “Auskreuzen” (Arme vor dem Körper zu einem X) verwenden wir nicht, weil wir nicht wollen, dass Szenen von Leuten beobachtet werden können, die nicht selbst mitspielen.

Rot/Red Stop

Wenn du der Meinung bist, dass das Spiel aus Sicherheitsgründen sofort unterbrochen werden muss, kannst du jederzeit “ROT/RED STOP” sagen. Die anderen an der Szene beteiligten Personen müssen das Spiel daraufhin sofort unterbrechen.

Der Zusatz “Rot/Red” ist wichtig, um eine Verwechslung mit einem versehentlich unbewusst gesagten “Stop” zu vermeiden.

Eigenverantwortung

Alle Sicherheitsmechanismen können nur greifen, wenn du sie bewusst einsetzt. Mach dir klar, was für dich okay zu spielen ist und was nicht, und teile das deinen Mitspieler*innen auch jederzeit mit.

Bremse oder beende eine für dich unangenehme Szene, bevor es zu spät ist, denn nur du kennst deine Grenzen und kannst sie richtig abschätzen.

Wenn du dich im Spiel nicht sicher fühlst erwarten wir von dir, entweder die Szene (mithilfe der Sicherheitsmechanismen) in eine dir gefällige Richtung zu lenken oder eine Spielleitung hinzuzuziehen, damit wir das Problem gemeinsam lösen können.

Du bist jederzeit Herr*in über deinen Körper und musst in keiner Szene mitmachen, wenn du das nicht willst.

Absprache

Es ist notwendig, dass du geplante gemeinsame Szenen (z.B. Schicksale) mit deinen Mitspieler*innen absprichst. Dafür wird es einen intensiven, verpflichtenden Workshop vor dem Spiel geben. Euch soll klar sein, wie weit ihr bei intensiven Spielinhalten gemeinsam gehen wollt.

Wenn du dir unsicher bist, ob sich dein Gegenüber unwohl fühlt oder nicht, frag und kalibriere nach, auch während des Spiels, denn manchmal ändern sich die Umstände, und Dinge treten anders ein als geplant.

Wichtig ist, dass eine Absprache keine Generalabsolution ist. Selbst wenn etwas abgesprochen wurde heißt das nicht, dass man das auch so machen muss.

Ebensowenig kannst du erwarten, dass du nun etwas Krasses mit jemandem spielen kannst, weil du das bei anderen auch so gesehen hast.

Langsame Eskalation

Wir wollen, dass unser Spiel langsam eskaliert. Überlege dir mit deinen Mitspieler*innen im Vorhinein verschiedene Stufen der Eskalationsspirale, die du dann nach und nach hinauf klettern kannst.

Da man nicht alles zuvor absprechen kann, bietet eine langsame Eskalation deinen Mitspieler*innen die Möglichkeit, potentiell Sicherheitsmechanismen einzusetzen. So gibst du jeder Person die Möglichkeit noch einmal für sich selbst zu kontrollieren, ob sich die vereinbarten Dinge wirklich in Ordnung anfühlen und gegebenenfalls neu zu kalibrieren.

Zum Thema langsames Eskalieren wird es vor dem Spiel einen verpflichtenden Workshop geben.

Vertrauensspielleitung

Wenn dir etwas zu Nahe gegangen ist, du dich unwohl fühlst oder unglücklich mit etwas bist, wende dich an unsere Vertrauens-Spielleitungen, geführt von Betti Auberger. Du kannst Betti jederzeit ansprechen oder eine andere Spielleitung fragen, wo sie gerade ist.

Wenn das Problem ein schleichendes ist, warte nicht, bis es gar nicht mehr geht, sondern melde dich sofort.

Wir haben einen eigenen Safety-Room, der immer offen und der nur dafür da ist, dass du dich im Notfall dorthin zurückziehen kannst. Dort kannst du entweder alleine zur Ruhe kommen oder mit z.B. Betti das Problem besprechen und Lösungen finden.

Die Vertrauensspielleitungen sind jedoch weder Psycholog*innen noch Therapeut*innen. Du kannst sie dir wie einen Freund vorstellen, der dir zuhört und zu helfen versucht.

ZUSÄTZLICHE INFORMATIONEN | ADDITIONAL INFORMATION